Kanban und Scrum – ein detaillierter Vergleich.
Die wohl bekanntesten agilen Methoden, um Teams bei der Zusammenarbeit an komplexen Projekten zu unterstützen, sind Kanban und Scrum. Wahrscheinlich habt ihr schon von einer oder sogar beiden Methoden gehört. Kennt ihr aber auch den genauen Unterschied zwischen beiden? Kanban und Scrum nutzen bei der Produktion einen iterativen Ansatz. Anstatt eines vordefinierten linearen Prozesses stehen Geschwindigkeit, Flexibilität und kontinuierliche Anpassung im Vordergrund.
Die Philosophie hinter Kanban und Scrum ist zwar ähnlich, bei der Ausführung dieser beiden Methoden bestehen aber zahlreiche Unterschiede. In diesem Leitfaden lernt ihr diese Unterschiede kennen, sodass ihr besser entscheiden könnt, welcher Ansatz für euer Unternehmen oder Team besser geeignet ist.
Konkret behandeln wir folgende Themen:
- Was ist Scrum?
- Was ist Kanban?
- Kanban und Scrum im Vergleich
- Ähnlichkeiten zwischen Scrum und Kanban
- Unterschiede zwischen Scrum und Kanban
- Welche Methode ist die richtige für euch?
Was ist Scrum?
Scrum ist eine Projekt-Management-Methode, die bei Sprints verwendet wird. Projekte werden dabei in kurze Abschnitte unterteilt, die sogenannten User Stories. Diese dienen dazu, um zu unterschiedlichen Zeitpunkten Feedback vom auftraggebenden Unternehmen einzuholen, sodass die nächsten Schritte besser geplant werden können.
Wichtige Scrum-Begriffe:
- Kadenz: In sogenannten Sprints wird eine nach Prioritäten geordnete Liste von zu erbringenden Leistungen oder Funktionen in Zeitabschnitten von jeweils zwei Wochen oder einem Monat abgearbeitet. Um diese Sprints zeitgerecht fertigzustellen, halten Scrum-Teams Sprint-Planungssitzungen und tägliche Standup-Meetings ab. Die Teams präsentieren ihre Arbeit im sogenannten Sprint Review, um Feedback oder eine Freigabe zu erhalten. Gewonnenen Erkenntnisse werden in einem retrospektiven Meeting besprochen, auf die wiederum die nächste Sprint-Planungssitzung folgt.
- Rollen: Die oder der Scrum Master behält das Team und seine Abläufe im Blick, kontrolliert den Arbeitsprozess und sorgt für Motivation und eine effiziente Arbeitsweise im Team, damit das Projekt zeitgerecht fertiggestellt werden kann. Die oder der Product Owner ist für das Produkt zuständig, verwaltet das Backlog und bestimmt die Prioritäten und Anforderungen des Projekts. Das sogenannte Entwicklungs-Team besteht aus den Mitarbeitenden, die die im Rahmen der Scrum Sprints zugewiesenen Aufgaben ausführen.
- Metriken: Die Teams nutzen Datenpunkte, um möglichst effizient arbeiten zu können. Diese werden in der Planungsphase festgelegt, damit während der Standup-Meetings der Arbeitsfortschritt gemessen werden kann. Wenn bekannt ist, wie viel Zeit eine einzelne Aufgabe in Anspruch nimmt, können künftige Sprints besser geplant werden. Außerdem können Scrum Master und Scrum Product Manager die Prozesse im weiteren Verlauf beschleunigen.
- Änderungen: Anpassungen können am Ende eines jeden Sprints vorgenommen werden. Nach der Überprüfung des Sprints werden nicht abgeschlossene Aufgaben analysiert und zum nächsten Sprint hinzugefügt (oder zurück in den Backlog verschoben). Alle erforderlichen Änderungen oder Verbesserungen können im retrospektiven Meeting festgelegt und im nächsten Sprint durchgeführt werden. Änderungen, die neue Arbeitselemente enthalten, können erst nach Abschluss eines Sprints vorgenommen werden.
Was ist Kanban?
Kanban ist eine Methode zur Prozesssteuerung, bei der das jeweilige Vorgehen an die jeweiligen Prioritäten angepasst wird. Normalerweise werden hierzu Karten verwendet, die auf einer Tafel angebracht sind und den Arbeitsablauf optisch darstellen. Die Kanban-Spalten können an die jeweiligen Anforderungen des Teams oder Projekts angepasst werden.
Kanban weist folgende Arbeitsphasen auf:
- Kadenz: Die Kadenz, mit der Aufgaben erledigt werden, basiert auf den Spalten, die für die Arbeitsphasen erstellt werden. Im Allgemeinen gibt es die folgenden Arbeitsphasen: noch zu erledigen, in Arbeit, in Prüfung, gesperrt und erledigt. Mit der Kanban-Methode können Arbeitsabläufe an die Anforderungen des jeweiligen Projekts oder Teams angepasst werden. Zusätzlich wird ersichtlich, wie viele Aufgaben in einem bestimmten Zeitrahmen erledigt werden.
- Freigabemethode: Zu erbringende Leistungen werden freigegeben, wenn sie fertig sind. Dies ist nicht an einen festen Zeitplan oder ein vordefiniertes Fälligkeitsdatum gebunden. Wenn eine zu erbringende Leistung frühzeitig fertiggestellt wird, kann sie früher freigegeben werden, – und wenn nicht, sogar zu einem späteren Zeitpunkt. Dazu ist kein Sprint-Review erforderlich.
- Rollen : Auf eine Kanban-Tafel kann das gesamte Team zugreifen. Einzelne Mitarbeitende können aber auch eine eigene Kanban-Tafel haben, um eine detailliertere Aufgliederung zu ermöglichen. Da es keine festgelegten Rollen gibt, werden Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung für Aufgaben gefördert.
- Metriken: Zu den wichtigsten Kanban-Metriken zählen die Vorlaufzeit und die Zykluszeit. Zusätzlich können auch weitere kumulative Metriken verwendet werden, um die Anzahl der Elemente in jeder Phase und etwaige Engpässe zu ermitteln.
- Änderungen: Bei Kanban sind jederzeit Änderungen möglich. Karten können je nach Priorität entfernt oder gesperrt werden. Dies bietet hohe Flexibilität und weitreichende Anpassungsmöglichkeiten.
Kanban und Scrum im Vergleich.
Zwischen Scrum und Kanban gibt es einige wesentliche Unterschiede. Zum einen hat Scrum klar definierte Rollen, während es bei Kanban keine vorgeschriebenen Rollen gibt. Kanban-Tafeln befinden sich in permanenter Bewegung, während Scrum-Tafeln nach jedem Sprint zurückgesetzt werden. Doch der wichtigste Unterschied besteht darin, dass bei Scrum die Priorität darauf liegt, Arbeitsaufgaben anhand eines gemeinsamen Ziels zu strukturieren und zu verwalten, während bei Kanban die visuelle Darstellung der Aufgaben im Vordergrund steht.
Ähnlichkeiten zwischen Scrum und Kanban.
Scrum und Kanban haben viele Gemeinsamkeiten. Beide sind agile Methoden und verwenden deshalb viele gemeinsame Elemente und Grundsätze.
Beide Ansätze nutzen beispielsweise anstelle eines fixen Projekt-Management-Plans gewonnene Erkenntnisse, um Veränderungen und Anpassungen durchzuführen. Außerdem werden für beide Methoden Software-Programme eingesetzt, um Projekte ausführlich zu dokumentieren – was uns natürlich besonders gut gefällt. Und schließlich zielen sie auf die kontinuierliche Fertigstellung von Produkten und Dienstleistungen ab.
Unterschiede zwischen Scrum und Kanban.
Kanban und Scrum sind zwar beides agile Methoden, es gibt aber einige wesentliche Unterschiede. Während bei Kanban die Visualisierung von Projekten im Mittelpunkt steht, liegt der Fokus bei Scrum auf den Arbeitsabläufen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass bei Kanban Arbeitsaufgaben kontinuierlich ausgeliefert werden, bis das Projekt abgeschlossen ist. Bei Scrum hingegen wird die zu erbringende Leistung in Paketen ausgeliefert.
Sehen wir uns das einmal genauer an. Bei der Scrum-Methode kommt eine Tafel zum Einsatz, die sogenannte Scrum-Tafel, die nach jedem Sprint zurückgesetzt wird. Diese Tafel stellt gewissermaßen die Erweiterung des Backlogs der Produktentwicklungsaufgaben dar. Eine Kanban-Tafel hingegen stellt den Status der Arbeitsaufgaben optisch dar und wird nicht zurückgesetzt, wenn bestimmte Aufgaben erledigt sind. Mit einer Kanban-Tafel werden vielmehr Arbeitsaufgaben kontrolliert, die zu einem Prozess hinzugefügt und diesem wieder entnommen werden. Bei Scrum werden die Tafeln von der oder dem Scrum Master und von der oder dem Scrum Product Manager verwaltet, die dafür sorgen, dass alle Mitarbeitenden laufend Überblick über den Fortschritt und Status eines Projekts haben. Diese Tafel wird bei den täglichen Standup-Meetings präsentiert, damit alle Team-Mitglieder stets über den jeweiligen Projektstatus Bescheid wissen. Scrum-Tafeln werden vor jedem Sprint neu erstellt.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen diesen beiden Methoden ist ihr Maß an Flexibilität. Scrum verfolgt einen reglementierenden Ansatz, der eine detaillierte Planung erfordert. Es gibt also klar definierte Prozesse und Rollen. Kanban dagegen ist flexibler und zielt vor allem darauf ab, bei den Arbeitsabläufen Engpässe zu vermeiden.
Welche Methode ist die richtige für euch?
Die kurze Antwort lautet: Es kommt darauf an. Die lange Antwort lautet, dass beide Methoden ihre Vorteile haben und ihr überlegen müsst, welche den Bedürfnissen eures Teams besser entsprechen.
Wenn ihr höhere Produktivität und schnellere Fertigstellung wünscht, eignet sich Scrum besser. Mit Scrum könnt ihr effizient komplexe Projekte abwickeln, insbesondere jene, bei denen mit häufigen Änderungen zu rechnen ist. Diese Methode erlaubt es euch, komplexe Projekte in leichter umsetzbare Abschnitte zu unterteilen und für euer Team Ziele und Meilensteine während des gesamten Fertigstellungsprozesses festzulegen. Außerdem habt ihr die Möglichkeit, eure Vorgehensweise nach jedem Sprint anzupassen und somit flexibel auf Feedback und sich ändernde Anforderungen einzugehen.
Kanban dagegen ist von Vorteil, wenn euer Projekt kleiner ist oder ihr an einem laufenden Projekt arbeitet, zu dem ständig kleinere Aufgaben hinzugefügt werden, wie etwa Fehlerbehebungen oder Verbesserungsaufträge. Kanban eignet sich hervorragend für Teams, die Projekte gern visuell darstellen, und ist besonders für Szenarien zu empfehlen, bei denen ihr nicht euren gesamten Arbeitsprozess neu überarbeiten möchtet. Ihr habt damit die Möglichkeit, in kleinen Projekten in Echtzeit auf Änderungen einzugehen, was bei größeren Teams nur schwer möglich wäre. Wenn ihr eine Work-Management-Plattform verwendet, könnt ihr die Tafeln auch für das auftraggebende Unternehmen oder andere beteiligte Parteien freigeben.
Das Beste aus beiden Welten: Scrumban.
Was bedeutet dieses aus Scrum und Kanban zusammengesetzte Kunstwort? Scrumban ist eine hybride Methodik, die für Teams entwickelt wurde, die sich nicht für eine Methode entscheiden konnten. Scrumban kombiniert die besten Aspekte von Scrum und Kanban in einem einzigen, leistungsstarken Projekt-Management-Modell.
Scrumban nutzt die Prozesse von Scrum, aber die Visualisierungs-Tools von Kanban. Meist setzen Scrum-Teams die Kanban-Methode ein – und nicht umgekehrt. Und so entstand „Scrumban“ – ähnlich wie der „Brunch“, der das Beste aus Frühstück und Mittagessen vereint.
Verwendet für Kanban oder Scrum eine Projekt-Management-Software.
Wenn ihr den Unterschied zwischen Kanban und Scrum kennt, könnt ihr die beste Projekt-Management-Methode für euer eigenes Unternehmen wählen. Zu Beginn solltet ihr eure firmeneigene Projekt-Management-Plattform prüfen, um festzustellen, ob sie mit Kanban oder Scrum kompatibel ist.
Wenn dies nicht der Fall ist oder ihr auf der Suche nach einer anderen Software seid, seht euch Adobe Workfront an. Dies ist eine Work-Management-Lösung für Unternehmen, mit der Arbeitsaufgaben strategisch geplant werden können. Sie unterstützt die Zusammenarbeit und liefert messbare Geschäftsergebnisse. Adobe Workfront integriert Mitarbeitende, Daten, Prozesse und Technologien im gesamten Unternehmen miteinander, sodass ihr den kompletten Projektzyklus von Anfang bis Ende verwalten könnt. Durch die Optimierung und Zentralisierung digitaler Projekte erhalten bereichsübergreifende Teams an jedem beliebigen Standort die Möglichkeit, sich auszutauschen, zusammenzuarbeiten und Pläne umzusetzen, sodass ihr Potenzial voll ausgeschöpft wird.
Startet eine Produkttour oder seht euch ein Video an, um zu erfahren, wie Workfront mit Scrum oder Kanban kombiniert werden kann.