Ein umfassender Leitfaden zum Agilen Manifest.
Bestimmt habt ihr schon von agilem Projekt-Management als beliebter Alternative zur früheren Wasserfallmethode gehört. Möglicherweise nutzt ihr bereits Agile-Methoden in der Arbeit. Viele Menschen kennen jedoch die Nuancen und die Geschichte von agilem Projekt-Management nicht – ebenso wenig wie das Agile Manifest, mit dem alles begann.
Im Agilen Manifest wurden die Leitsätze und Prinzipien der agilen Methoden für die Software-Entwicklung definiert. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie das Agile Manifest entstanden ist, welche Komponenten es umfasst und wie Teams agile Methoden einführen können.
In diesem Posting werden die folgenden Themen behandelt:
- Was ist das Agile Manifest?
- Geschichte des Agilen Manifests
- Die vier Leitsätze
- Die zwölf Prinzipien des Agilen Manifests.
- Relevanz von agilen Methoden
- Erste Schritte
Was ist das Agile Manifest?
Das Agile Manifest für die Software-Entwicklung deklariert eine einheitliche Philosophie für Frameworks wie Scrum, Extreme Programming und Feature Driven Development (FDD). Das Agile Manifest stellt eine deutliche Abkehr von den weit verbreiteten Wasserfallmethoden im Projekt-Management dar, die zuvor verwendet wurden.
Das Manifest für agile Software-Entwicklung besagt:
Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen.
Durch diese Tätigkeit haben wir die folgenden Werte zu schätzen gelernt:
- Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
- Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentationen
- Zusammenarbeit mit Kundschaft ist wichtiger als Vertragsverhandlungen
- Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans
Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.
Agile Lösungen entstehen dadurch, dass selbstorganisierte, bereichsübergreifende agile Teams die entsprechenden Methoden für ihren Kontext einsetzen. Doch das bedeutet nicht, dass sie ohne Management operieren.
Die Aufgaben des Managements sind:
- Schaffen einer Umgebung, in der Teams erfolgreich arbeiten können
- Sicherstellen, dass die Team-Mitglieder über die passenden Kompetenzen verfügen
- Bereitstellen von Orientierung, wenn Teams Probleme nicht selbst lösen können
- Beseitigen von Hindernissen und wenn nötig Beschaffen von externen Ressourcen
Geschichte des Agilen Manifests.
Das Agile Manifest entstand, weil Software-Entwickelnde sich bessere und reaktionsfähigere Arbeitsmethoden wünschten. Vorher vermischten Entwickelnde alte und neue Ideen rund um die agile Entwicklung, um die beste Arbeitsweise herauszufinden.
2001 versammelten sich in Snowbird, Utah (USA) 17 Personen, um über die Zukunft der Software-Entwicklung zu diskutieren. Zu den Anwesenden gehörten Vertreter von Extreme Programming, Scrum, Dynamic Systems Development Method (DSDM), Adaptive Software Development, Crystal, FDD und Pragmatic Programming. Ihr Ziel: eine Alternative zu „dokumentationsorientierten, schwerfälligen Software-Entwicklungsprozessen“ zu entwickeln.
Der Fokus ihrer verschiedenen Methoden lag auf:
- Enger Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs-Team und Business-Stakeholdern
- Schnelle Bereitstellung von geschäftlichem Nutzen
- Enge, selbstorganisierte Teams
- Intelligentere Möglichkeiten der Erstellung, Bestätigung und Bereitstellung von Code
Während des Treffens suchten die Teilnehmer nach Gemeinsamkeiten zwischen den vorhandenen Methoden und verwarfen Dinge, bei denen sie keine Einigung erzielten. Anschließend schrieben sie die verbliebenen Punkte im Agilen Manifest nieder – eine Reihe von Leitsätzen und der neue Begriff „agile Software-Entwicklung“ waren geboren.
Die Agile Alliance wurde Ende 2001 ins Leben gerufen, um Software-Entwickelnden einen Ort des Austauschs von Ideen und Erfahrungen zu bieten. Entwicklungs-Teams waren die ersten, die agile Methoden verwendeten. Doch seitdem wurden sie auch von anderen Teams übernommen – vor allem solchen, die Projekte durchführen, bei denen Umfang und Anforderungen nicht von Anfang an klar definiert sind.
Mit zunehmender Verbreitung entstand ein Ökosystem, das agile Software-Entwickelnde ebenso umfasste wie auch all jene, die sie mit Beratung, Schulungen, Frameworks und Tools unterstützen.
Die vier Leitsätze.
Die vier Leitsätze des Agilen Manifests lauten:
1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.
Es sind Menschen, die den Entwicklungsprozess vorantreiben und dynamisch auf geschäftliche Anforderungen reagieren. Somit sind sie wichtiger als Prozesse und Tools. Wenn die Entwicklung von Tools vorangetrieben wird, kann das Team weniger gut reagieren und auf Kundenbedürfnisse eingehen.
2. Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation.
Im Agilen Manifest wird der Entwicklung der Prozessdokumentation, die in der Vergangenheit enorm viel Zeit in Anspruch nahm und das Team oft ausbremste, erheblich weniger Bedeutung beigemessen. Da auf unwichtige Details verzichtet wird, liegt bei der agilen Entwicklung der Fokus des Teams nicht auf dem Prozess selbst, sondern auf seinem Ergebnis – funktionierender Software.
3. Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.
Bei traditionellen Methoden des Projekt-Managements werden vor Arbeitsbeginn die Produktanforderungen bis ins Detail mit der Kundschaft ausgehandelt. In der Regel wird diese nur am Anfang und Ende einbezogen. Bei der agilen Methode wird die Kundschaft während des gesamten Entwicklungsprozesses eingebunden und ihr Input übernommen. Während der Entwicklung wird immer wieder sichergestellt, dass das Ergebnis den Bedürfnissen der Kundschaft entspricht.
4. Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.
Da laufende Anpassungen im traditionellen Software-Entwicklungsprozess nicht vorgesehen sind, bedeuten Veränderungen teure Probleme. Die agile Entwicklung unterstützt Veränderungen, indem sie den Schwerpunkt auf die Freigabe eines „Minimum Viable Product“ legt, das kontinuierlich bewertet und angepasst werden kann.
Die zwölf Prinzipien des Agilen Manifests.
Neben den vier Leitsätzen sind im Agilen Manifest 12 Prinzipien formuliert, die diese Werte in der Praxis veranschaulichen und erklären, wie ihr sicherstellen könnt, dass ihr eine agile Philosophie verwendet.
- Höchste Priorität hat es, die Kundschaft durch frühe und kontinuierliche Bereitstellung wertvoller Software zufriedenzustellen. Kundschaft möchte keine langen Wartezeiten zwischen den Veröffentlichungen. Statt die Kundschaft im Dunkeln zu lassen, ist es besser, von Anfang an häufig mit ihr bezüglich funktionierender Software zu interagieren. Sendet häufig und in kleinen Inkrementen funktionierende Versionen des Produkts, holt Feedback ein und nehmt bei Bedarf Änderungen vor, um die Leistung zu verbessern.
- Heißt Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Nutzt Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil der Kundschaft. Lasst euch von geänderten Funktionswünschen nicht aus der Bahn werfen. Nutzt Veränderungen zu eurem Vorteil. Bei der agilen Vorgehensweise werden große Updates in kleinere, leicht erreichbare Aufgaben untergliedert, die anschließend auf das Team verteilt werden. So könnt ihr nicht nur Veränderungen akzeptieren, sondern auch Engpässe vermeiden.
- Liefert funktionierende Software regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzugt dabei die kürzere Zeitspanne. Die regelmäßige Lieferung von Software ermöglicht euch häufigere Iterationen – und kontinuierliche Verbesserungen an eurem Projekt. Da agile Teams in Sprints arbeiten, ist es viel einfacher, regelmäßig funktionierende Software zu liefern.
- Fachkräfte und Entwickelnde müssen während des Projekts täglich zusammenarbeiten. Führungskräfte müssen verstehen, woran ihre Teams arbeiten, damit die Geschäftsziele und die Entwicklung abgestimmt bleiben. Durch agiles Arbeiten werden die Silos aufgebrochen, die traditionell zwischen Führungskräften und Entwickelnden entstehen.
- Errichtet Projekte rund um motivierte Individuen. Gebt ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen, und vertraut darauf, dass sie die Aufgabe erledigen. Die Hauptaufgabe von agilen Projekt-Managerinnen und -Managern ist die Motivation des Teams. Sie müssen ein Umfeld schaffen, in dem die Team-Mitglieder ihre Meinung frei und ohne Vorbehalte äußern können. Das ist die beste Möglichkeit, für Motivation zu sorgen und die Projektqualität zu verbessern.
- Vermittelt Informationen im Entwicklungs-Team in persönlichen Gesprächen. Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der agilen Methode. Die Kommunikation per E-Mail oder Instant Messaging mag verlockend sein, doch bei der agilen Methode wird die persönliche Zusammenarbeit von Angesicht zu Angesicht als effektivste und effizienteste Art der Zusammenarbeit bevorzugt. In einem Team, das remote arbeitet, ist es besser, in einem Video-Anruf miteinander zu reden, als sich E-Mails zu schreiben.
- Funktionierende Software ist das wichtigste Erfolgsmaß. Die wichtigste Frage für agile Teams ist: „Funktioniert es?“ Die Funktion ist wichtiger als alles andere.
- Fördert eine nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickelnden und Benutzenden sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können. Ein agiles Team bewegt sich schnell. Das Tempo sollte jedoch keinen Burnout verursachen. Das Tempo sollte gleichmäßig sein, sodass das Team ohne Erschöpfung regelmäßig Software liefern kann.
- Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität. Teams sollten über vielfältige Kompetenzen verfügen, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Bei einem agilen Modell muss das Team seine Kompetenzen immer weiter verbessern, um mit den Kundenanforderungen Schritt zu halten.
- Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell. Vermeidet es, eine Lösung überzuentwickeln. Konzentriert euch nur auf die vorliegende Aufgabe und entwickelt eine Lösung für das aktuelle Problem.
- Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams. Eine einzelne Person im Projekt-Management sollte nicht über die Mitglieder des agilen Teams herrschen. Das Team sollte Entscheidungen gemeinsam als Gruppe treffen.
- Das Team sollte in regelmäßigen Abständen reflektieren, wie es effektiver werden kann, und sein Verhalten entsprechend anpassen. Iteration ist ein wesentlicher Bestandteil des Agilen Manifests. Es ist wichtig, über eure Prozesse, Kompetenzen und Techniken als Gruppe nachzudenken, um künftige Projekte noch besser abschließen zu können.
Relevanz von agilen Methoden.
Seit der Unterzeichnung des Agilen Manifests konnte der weit verbreitete Produktentwicklungsansatz zahlreiche Erfolge verzeichnen. Es war der Vorläufer weiterer skalierter agiler Entwicklungsprozesse – beispielsweise von Scaled Agile Framework (SAFe) und Large-Scale Scrum (LeSS) –, die dazu beitragen, agile Methoden aus der Software-Entwicklung für andere Teams im Unternehmen zu übernehmen.
Laut Zippia verwenden mindestens 71 % der Unternehmen wenigstens einige Aspekte der agilen Methoden in ihren wichtigsten Geschäftsbereichen:
- Forschung und Entwicklung
- Produktion und Abläufe
- Kunden-Service und Support
- Marketing und Kommunikation
- Vertrieb
- Personalwesen, Finanzwesen und Verwaltung
Agile Methoden haben die Produktivität, wie wir sie kennen, revolutioniert. Doch der Prozess wurde vor über 20 Jahren entwickelt. Manche Menschen fragen sich vielleicht, ob agile Methoden auch heute noch für die Arbeit von Software-Entwicklungs-Teams relevant sind.
Ja, agile Methoden sind noch relevant. Es gibt aber kein Patentrezept für die Umsetzung. Agile Methoden sind eine wertvolle Ressource und ein Framework, mit dem euer Team Bestleistungen erzielen kann. Es geht um die Arbeitseinstellung, nicht um ein dogmatisches Management von oben herab.
Ohne autonome Teams können agile Methoden nicht durchgesetzt werden. Das System ist nicht für alle Abteilungen perfekt und ihr solltet es nie als Allheilmittel für Produktivitäts- oder Qualitätsprobleme betrachten. Letztendlich ist agiles Projekt-Management nützlich. Seine Anwendung erfordert jedoch eine nuancierte Anpassung an euren spezifischen Kontext.
Erste Schritte.
Das Agile Manifest hat die Software-Entwicklung, wie wir sie kannten, grundlegend verändert. Die Methode ist zwar sicher nicht neu, aber heute noch genauso relevant wie damals im Jahr 2001. Unternehmen müssen ihre Vorgehensweise jedoch an ihre individuelle Situation anpassen, um mit agilen Methoden maximalen Nutzen zu erzielen.
Vor dem Einstieg solltet ihr folgende Aspekte berücksichtigen:
- Agile Teams. Stellt eine Liste der Mitglieder eures agilen Teams zusammen, um wirklich bereichsübergreifende Arbeitsgruppen aufzustellen.
- Agile Methoden. Wählt vor dem Start zwischen Scrum und Kanban.
- Sprint-Zyklen. Wenn ihr Scrum verwendet, bestimmt, wie lange euer Team für eine Iteration brauchen soll.
- Team-Kapazität. Wie viel Arbeit kann euer Team realistisch während eines Sprints erledigen?
Seid ihr bereit, agile Methoden in eurem Unternehmen auszuprobieren? Erfahrt, wie euer Entwicklungs-Team von agilen Methoden profitieren kann.
Ihr müsst nicht bei null beginnen. Adobe steht euch zur Seite. Adobe Workfront ist eine Work-Management-Software, die Teams die Zusammenarbeit an Projekten mit bestmöglichen Ergebnissen ermöglicht. Die Software unterstützt agile Methoden, indem sie Menschen, Daten, Prozesse und Technologie im gesamten Unternehmen miteinander integriert.
Macht eine Produkttour oder seht euch ein Übersichtsvideo an, um loszulegen.