Social-First is key: Was Führungskräfte nach der Krise beachten müssen
Autor: Jessica Manu, Head of Marketing DACH bei Hootsuite
Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat viele Unternehmen mit einer neuen Realität und der fast vollständigen Abhängigkeit von Online-Kommunikation konfrontiert. Kein Wunder, denn gerade in den letzten Wochen und Monaten ist auf Grund der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und der daraus resultierenden sozialen Isolation die Nutzung von Social-Media-Plattformen stark angestiegen. Das „Digital 2020 Report Q3 Update“ zeigt, dass weltweit 43 Prozent der Social Media User in den letzten Wochen und Monaten mehr Zeit auf Social Media verbracht haben. Ähnlich sieht es bei Messaging Apps und den allgegenwärtigen Tools für Livestreaming und Videokonferenzen aus. Laut einer Studie von GlobalWebIndex nahmen die Video-Calls bei Facebook um 79 Prozent zu, WhatsApp-Sprachnachrichten und ‑Calls sogar um 100 Prozent. Social Media wurde also ein wichtiges Instrument, um sich zu informieren, zu diskutieren und um miteinander in Kontakt zu bleiben – das schließt natürlich Unternehmen mit ein. Die Konsequenz: Auch Kunden, Partner und Mitarbeiter haben sich an die virtuelle Form der Kommunikation gewöhnt.
Nun stellt sich die Frage, ob nach der Corona-Krise alles wieder wie vorher sein wird. Die Antwort lautet in vielen Fällen wohl eher nein. Für Führungskräfte bedeutet das, sich nach der Krise mit einem deutlich höheren digitalen Engagement auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie sie mit dieser neuen Realität umgehen möchten. Ein Social-first-Ansatz ist dabei von entscheidender Bedeutung und sorgt für wichtige Wettbewerbsvorteile. Die folgenden drei Handlungsempfehlungen zeigen, wie Unternehmen ihre Geschäfts- und Kommunikationsstrategien anpassen können, um zukünftig digital mit Kunden und Mitarbeitern vernetzt zu bleiben und ihr Führungspotenzial unter Beweis zu stellen.
Gutes tun und darüber sprechen (lassen)
Das Wort Krise löst auch bei Führungskräften im ersten Moment Sorgen, Nöte und Ängste aus. Schließlich geht es darum, den Fortbestand des Unternehmens und die Umstellung auf digitale Prozesse zu gewährleisten sowie die Interaktion mit den Kunden aufrechtzuerhalten. Die sozialen Medien sind dazu essentiell und die perfekte Plattform, um gerade in Krisenzeiten Gutes zu tun und vor allem darüber zu sprechen.
So unterstützte die Autovermietung Sixt beispielsweise Ärzte und Pfleger mit einem kostenlosen Carsharing-Angebot. Mitarbeiter aus vorübergehend geschlossenen McDonald’s Restaurants halfen kurzerhand in Aldi-Filialen aus, um dort mit dem steigenden Kundenandrang fertig zu werden. Diese Aktionen sorgten für große Resonanz und dafür, dass die positiven Reaktionen auf entsprechende Posts seit Mitte März stark zugenommen haben.
Aber es kletterten auch die Brands auf der Beliebtheitsskala nach oben, die Leichtigkeit in diese schwere Zeit brachten und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zauberten. So führte beispielsweise die Fitness-Marke lululemon Meditationssessions auf Instagram ein, um Ängste abzubauen und für Entspannung zu sorgen. Diese Aktionen hatten zur Folge, dass die eigenen Mitarbeiter die entsprechenden Unternehmensposts stolz auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen teilten bzw. dort über ihr Unternehmen berichteten.
Für Unternehmen ist das nun ein guter Zeitpunkt, Employee-Advocacy-Programme einzusetzen, um ihre Zielgruppe anzusprechen. Denn neben qualitativ hochwertigem Content, ist die Glaubwürdigkeit der eigenen Mitarbeiter deutlich höher angesiedelt als die von CEOs, Führungskräften und engagierten Konsumenten. Dazu kommt, dass Menschen weltweit Freunden, der Familie und Einzelpersonen in Expertenpositionen am meisten Vertrauen schenken – allen voran in den sozialen Netzwerken. Mit einem entsprechenden Programm können Unternehmen also die Resonanz auf den eigenen Content erhöhen und die organische Social-Media-Reichweite steigern. Der Erfolg ist schon bei kleinen Unternehmen ersichtlich: 20 Mitarbeiter mit durchschnittlich 200 Facebook-Freunden und 61 Twitter Followern erreichen so im Durchschnitt bereits 5.000 Menschen.
Die Kundenbindung virtuell stärken
Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, flexibel zu sein, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren und falls möglich, das eigene Geschäftsmodell anzupassen.
Ein Kosmetikkonzern aus China musste beispielsweise während des Höhepunkts der Krise 40 Prozent seiner physischen Geschäfte schließen. Aber anstatt Mitarbeiter zu entlassen, setzte das Unternehmen auf die Online-Beratung per WeChat. Kommuniziert wurde diese Veränderung über die eigenen Social-Media-Kanäle. Die über 100 Schönheitsberater und ‑beraterinnen konnten so ihre Kunden trotzdem persönlich betreuen und das mit Erfolg. Der Umsatz des Konzerns hat sich so im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.
Aber auch Deutschland liefert mit Jacques‘ Weindepot ein gutes Beispiel dafür, wie Kundenbetreuung und ‑neugewinn in Zeiten von Corona funktionieren. Der Weinfachhändler stellte seine Wein-Tastings binnen weniger Tage auf Facebook Live um und richtete einen Lieferservice für die passenden Weine ein.
Soziale Medien und moderne Kommunikationstools wurden hier also zu wichtigen Helfern, die dazu beitrugen, den Geschäftsablauf weiter aufrechtzuerhalten. Die Kunst liegt nun darin, diese virtuellen Services weiterhin anzubieten, die Nachfrage ist schließlich da. Dazu kommt, dass sich so potentielle Kunden weltweit erreichen lassen. Hier empfiehlt sich dabei ganz besonders der verstärkte Einsatz von Live-Chat-Tools, Facebook Gruppen, Live-Streams und 1:1‑Nachrichten, um auch als Unternehmen eine persönliche Interaktion mit den Kunden zu schaffen.
Lehren aus disruptiven Situationen ziehen
In den Wochen der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen mussten sich Unternehmen schnell an die neue Realität anpassen und den Arbeitsalltag sowie das gewohnte Produktivitätslevel sicherstellen – und das mit einer Belegschaft im Homeoffice. Manager und Führungskräfte, die in dieser Zeit auf den unternehmensrelevanten Social-Media-Kanälen präsenter denn je waren und transparent kommunizierten, stiegen deutlich im Ansehen ihrer Mitarbeiter. Denn auf diese Weise blieb nicht nur der Informationsfluss im Unternehmen bestehen, sie waren außerdem in der Lage Sorgen und Ängste der Mitarbeiter zu mindern. Manager und Führungskräfte gaben ihrer Belegschaft so die Gewissheit, gemeinsam in einem Boot zu sitzen und die aktuelle Situation gemeinsam durchzustehen.
Dieses Prozedere sollten Führungskräfte fortführen. Wieso also nicht die Mitarbeiter mit Videos des CEOs über die aktuellen Geschäftsentwicklungen informieren oder eine Live-Frage-Antwort-Runde organisieren? Es gilt hier, alte Kommunikationsprozesse aufzubrechen und als Unternehmen virtuell zusammenzufinden.
Und apropos virtuell: Die Krise hat wohl dem letzten zweifelnden Unternehmen gezeigt, dass flexibles Arbeiten mit einer funktionierenden Infrastruktur, den richtigen Kommunikations- und Kollaborationstools sowie einer positiven Führungskultur funktioniert und weder die Motivation noch die Arbeitsleistung der Mitarbeiter beeinträchtigt. Eine weitere Lektion, die sich lohnt, nach der Corona-Krise mit ins Büro zu nehmen.