Adobe Agentic Readiness Report: Wie deutsche Unternehmen Agentic AI frühzeitig adaptieren
11-10-2025
Deutschland gilt oft als Land der Ingenieurskunst – aber nicht unbedingt als Vorreiter bei der schnellen Adaption neuer Technologien. Doch manchmal überrascht die Realität: Unser aktueller Adobe Agentic Readiness Report zeigt, dass deutsche Unternehmen beim Thema Agentic AI nicht nur mitziehen, sondern vorangehen. Die nächste Evolutionsstufe der künstlichen Intelligenz wird hierzulande bereits in IT Operations, Kundenservice und Marketing eingesetzt – und das mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Der technologische Fortschritt allein reicht nicht. Der Wandel verlangt mehr – vor allem ein neues Verständnis von Zusammenarbeit, Vertrauen und Kompetenz.
Agentic AI: Deutsche Unternehmen drücken aufs Gaspedal
Die deutsche Wirtschaft setzt KI-Agenten bereits zu großen Teilen ein und zögert somit nicht, die nächste Entwicklungsstufe künstlicher Intelligenz frühzeitig in Geschäftsprozesse zu integrieren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 400 deutschen KI-Entscheider*innen aus den Bereichen IT und Marketing, die das Meinungsforschungsinstitut TechConsult im Auftrag von Adobe Deutschland im September 2025 durchgeführt hat. Und der Wandel lässt sich klar beziffern: Über 90 Prozent der befragten Unternehmen setzen Agentic AI bereits ein oder planen die Einführung.
Deutsche Unternehmen erkennen sehr klar die Mehrwerte, die Agenten liefern können. Denn anders als bei früheren Technologien ist der Mehrwert sofort spürbar: Effizienzsteigerung, Automatisierung komplexer Abläufe, Entlastung der Mitarbeitenden. Zudem sind Effizienzsteigerung und Automatisierung komplexer Abläufe direkt messbar. Das beschleunigt die digitale Transformation spürbar.
Dort, wo Nähe zählt, übernehmen Agenten
Die größten Potentiale agentischer KI liegen dort, wo Prozesse komplex, individuell und variabel sind: Laut Adobe Agentic Readiness Report sehen die Befragten in IT Operations (63 Prozent) und Bereichen, die mit Kundenerlebnissen assoziiert sind, das größte Potenzial (48 Prozent im Kundenservice und 34 Prozent im Marketing). Technologie macht also einen echten Unterschied, wo sie Menschen entlastet, ohne sie zu ersetzen. In der Kundeninteraktion etwa stoßen klassische Prozesse an ihre Grenzen: steigende Erwartungen, immer komplexere Journeys, permanent neue Touchpoints.
Genau hier setzen Unternehmen zuerst auf agentische Unterstützung – für deren operative Umsetzung wir mit Adobe Experience Platform Agent Orchestrator im Übrigen die nötige Steuerzentrale bereitstellen: Agenten lassen sich hier darüber abteilungsübergreifend koordinieren, mit Dritt-Systemen verbinden und in bestehende Prozesse einbetten.
Die neue Rolle für Marketer: Vom Sachbearbeiter zum Supervisor
Ein deutliches Zeichen für ein nachhaltiges Umdenken ist die Erkenntnis, dass Technologie allein keinen Fortschritt bewirkt. Deutsche Entscheider*innen haben verstanden, dass die Einführung neuer Tools nicht mit dem Kauf abgeschlossen ist – entscheidend ist, ob die Mitarbeitenden bereit und in der Lage sind, diese Technologien sinnvoll zu nutzen. 85 Prozent der Befragten sehen deshalb KI-Kompetenz als zentralen Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Integration von Agentic AI.
Unternehmen, die Agentic AI erfolgreich einsetzen, investieren parallel in Kompetenzen, Strukturen und Haltung: Die meisten befragten Firmen setzen auf ein aktives Enablement-Programm, 58 Prozent durch interne Trainings, 48 Prozent durch den Aufbau eigener Expert*innen und 39 Prozent über Pilotprojekte. Die deutsche Wirtschaft hat also verstanden: Readiness ist keine technische, sondern eine kulturelle Frage.
Vertrauen ist der entscheidende Wettbewerbsfaktor
Ein weiteres hoffnungsvolles Ergebnis des Reports: Es gibt nicht mehr die eine große Hürde, die Entscheider*innen an der Einführung von Agentic AI hindert. 37 Prozent nennen Datenschutz, 35 Prozent die technologische Reife und 31 Prozent Integrationskomplexität als Hauptherausforderungen. Gleichzeitig fehlt es in vielen Unternehmen an Fachkräften mit KI-Know-how. Hinzu kommen kulturelle Bedenken – etwa Misstrauen gegenüber autonomen Entscheidungen oder Angst vor Kontrollverlust. Wichtig ist jetzt, dass KI-Verantwortliche im engen Austausch mit interdisziplinären Teams arbeiten, die diese Hürden überwinden können.
Übergreifend wird klar: Je autonomer Systeme handeln, desto wichtiger wird die Nachvollziehbarkeit ihres Denkens. Der Erfolg von Agentic AI hängt deshalb nicht nur von Performance, sondern von Explainability ab: Kann ich das Reasoning verstehen, Quellen einsehen, Entscheidungen korrigieren? Aber genau das leisten die neuen Systeme zunehmend besser. Fortschritte bei Small Language Models, robuste Datenschutzmechanismen und Compliance-Standards „out of the box“ schaffen Vertrauen.
Kooperation statt Marke Eigenbau
Große Innovationen entstehen selten im Alleingang. Es ist die Zusammenarbeit mit starken Partnern, die Tempo und Wirkung entfaltet. Viele Unternehmen haben das erkannt und setzen deshalb auf Kooperation statt Alleingang. 50 Prozent arbeiten bei der Implementierung mit externen Partnern zusammen, 35 Prozent entwickeln gemeinsam, nur 15 Prozent bauen komplett intern. Das zeigt zwei Dinge: Erstens, Vertrauen in Anbieter und Partner ist gewachsen – gerade bei sensiblen Themen wie Datenschutz und Governance. Zweitens, Erfolg wird heute an Ergebnissen gemessen, nicht an Eigenanteilen. Kooperation ist die neue Form von Kontrolle.
Ein neues deutsches Selbstverständnis
Agentic AI markiert mehr als den nächsten Technologiesprung – sie steht für eine Haltung: Weniger Berührungsängste mit Neuem, mehr Verantwortung. Weniger Besitz, mehr Zusammenarbeit. Weniger Reaktion, mehr Gestaltung.
Unternehmen in Deutschland begreifen KI nicht als Bedrohung, sondern als Werkzeug, um menschliche Arbeit sinnvoll zu erweitern. Und um Wachstum zu generieren.
Vielleicht sind unsere Zurückhaltung und Skepsis gegenüber neuen Technologien gar kein Charakterzug – sondern eine Übergangsphase. Und vielleicht erleben wir gerade, wie sie endet.