Affinitätsdiagramme – was sie sind, wie man sie aufbaut und mehr.
05-30-2025

Habt ihr schon einmal ein Brainstorming-Meeting oder eine Nutzernachforschung beendet und euch danach von der Flut aus Haftnotizen, Ideen und Beobachtungen überwältigt gefühlt? Man weiß, dass sich darin wertvolle Erkenntnisse verbergen, aber die schiere Menge fühlt sich an wie der Versuch, ein Puzzle im Dunkeln zu lösen. Das ist eine häufige Herausforderung. Ein Affinitätsdiagramm ist eine effektive Methode, um Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
Inhalt:
- Was ist ein Affinitätsdiagramm?
- So erstellt ihr ein Affinitätsdiagramm.
- Wann sollte man ein Affinitätsdiagramm verwenden.
- Beispiele aus der Praxis für Affinitätsdiagramme.
- Vorteile und Anwendungsfälle von Affinitätsdiagrammen.
- Tipps für effektives Arbeiten mit Affinitätsdiagrammen.
- Erste Schritte mit Affinitätsdiagrammen.
Was ist ein Affinitätsdiagramm?
Ein Affinitätsdiagramm (auch Affinitätskarte genannt) organisiert Outputs aus verschiedenen Quellen, indem es sie anhand ähnlicher Merkmale oder Zusammenhänge gruppiert. Affinity-Diagramme helfen Führungskräften, sich in großen Datenmengen oder Feedback zurechtzufinden und deren Bedeutung im größeren Kontext eines Projekts oder einer Initiative besser zu verstehen.
Affinity-Diagramme wurden in den 1960er Jahren von Kawakita Jiro als Projekt-Management Tool entwickelt. Ursprünglich wurden diese Diagramme verwendet, um beim Brainstorming gefundene Ideen zu ordnen. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich weiter, um ähnliche Elemente zu gruppieren und Teams dabei zu helfen, Probleme zu vereinfachen, Muster zu erkennen und Probleme zu lösen, ohne von Informationen überwältigt zu werden.
Affinity-Diagramme sind hilfreich, wenn man mit Unordnung oder einer großen Menge an Datenpunkten konfrontiert ist, die schwer zu organisieren und aus denen schwer Schlussfolgerungen zu ziehen sind. Sie können auch in Gruppensituationen äußerst nützlich sein, in denen nur wenige Beteiligte zusammenkommen oder Datenquellen (oder beides) ohne klare Struktur vorliegen. Affinity-Diagramme lassen sich ganz einfach mit gängigen Büromaterialien erstellen, darunter Whiteboards oder Haftnotizen (Post-it Notes), sodass Elemente notiert und während der Diskussion zwischen den Kategorien verschoben werden können.
Eine hervorragende Möglichkeit, ein Affinitätsdiagramm zu visualisieren: Verschiedene Post-it-Notizen, jeweils mit einem anderen Begriff oder Eintrag, auf einer Pinnwand platzieren und sie anhand ihrer Ähnlichkeiten gruppieren.

So erstellt ihr ein Affinitätsdiagramm.
Der Prozess des Affinitätsdiagramms ist unkompliziert, erfordert jedoch Disziplin, insbesondere während der Sortierphase. Hier folgt ein detaillierter Leitfaden.
Schritt 1: Ideen und Daten sammeln und eintragen.
Beginnt zunächst mit der Identifizierung der Quelle eures Inputs. Hierzu können Ideen aus einem früheren Brainstorming-Meeting, Transkripte von Interviews mit Benutzenden, Umfrageantworten oder andere Quellen qualitativer Rohdaten gehören. Nachdem ihr die Informationen gesammelt habt, notiert jede einzelne Idee, Beobachtung, jedes Zitat oder jeden Fakt jeweils auf einer eigenen Haftnotiz. Jede Notiz sollte einen einzelnen Gedanken enthalten und kurz gehalten werden, idealerweise nur drei bis sieben Wörter, um Klarheit und die Gruppierung zu erleichtern.
Verwendet klare, gut lesbare Marker, damit alle Teammitglieder die Notizen aus der Ferne lesen können. Nachdem die Ideen festgehalten wurden, werden sie zufällig auf einer vorbereiteten Oberfläche präsentiert. Vermeidet in diesem Schritt eine Vorsortierung oder Gruppierung, da die zufällige Platzierung sicherstellt, dass das gesamte Team sich gleichermaßen mit allen Ideen auseinandersetzen kann.
Schritt 2: Ideen nach Affinität gruppieren.
Sobald alle Ideen sichtbar sind, beginnt mit der Phase der stillen Sortierung. Während dieses Teils des Prozesses arbeiten die Team-Mitglieder gleichzeitig und schweigend und ordnen die Notizen Gruppen zu, die auf wahrgenommenen Beziehungen oder thematischen Ähnlichkeiten basieren. Diese „Bauchgefühl“-Sortierung hilft, Gruppendenken zu verhindern, und ermöglicht es, dass intuitive Muster organisch entstehen.
Bei der stillen Sortierung gibt es einige wichtige Richtlinien zu beachten. Erstens ist Stille unerlässlich, damit die Perspektive jeder einzelnen Person das Ergebnis unabhängig beeinflussen kann. Zweitens darf jede Person jederzeit jede Notiz verschieben. Wenn jemand mit einer Platzierung nicht einverstanden ist, kann er die Notiz einfach verschieben. Falls eine Notiz für mehr als eine Gruppe relevant erscheint, ist es akzeptabel, ein Duplikat zu erstellen. Manche Notizen passen vielleicht in keine Gruppe, und es ist völlig in Ordnung, diese „Einzelgänger“ erst einmal beiseite zu lassen.
Fahrt mit dem Sortieren fort, bis die meisten Notizen gruppiert sind und die Aktivität von selbst nachlässt, sodass die zentralen Themen erkennbar werden.
Schritt 3: Gruppen besprechen, verfeinern und beschriften.
Nach der stillen Sortierung wechselt ihr zu einer moderierten Diskussion. Das Team sollte jede Gruppe durchgehen, besprechen, warum bestimmte Notizen zusammengefasst wurden, und etwaige Meinungsverschiedenheiten oder unklare Platzierungen ansprechen. In dieser Diskussion werden Muster geklärt und die Bedeutung beginnt sich zu verfestigen.
Sobald Einigkeit über die Gruppierungen besteht, erstellt ihr gemeinsam für jeden Cluster eine Kopfzeilen-Karte. Diese Kopfzeilen, oft auf einer andersfarbigen Notiz, sollten das gemeinsame Thema oder die zentrale Idee, die die Notizen in dieser Gruppe verbindet, klar wiedergeben.
Schritt 4: Strukturierung und Finalisierung des Diagramms.
Da eure Themen nun feststehen, ordnet ihr die gruppierten Cluster und ihre Kopfzeilen in einem logischen Layout auf der Oberfläche an. Berücksichtigt die Beziehungen zwischen Themen, Workflows oder Kategorien, die für euer Ziel sinnvoll sind. Bei komplexeren Datensätzen könnt ihr ähnliche Cluster in übergeordnete Kategorien oder „Supergruppen“ gruppieren, um eine visuelle Hierarchie hinzuzufügen.
Schließt das Meeting mit einer abschließenden Team-Besprechung ab. Stellt sicher, dass alle mit der Struktur, Kennzeichnung und den Ergebnissen einverstanden sind. Anschließend dokumentiert ihr das endgültige Diagramm, fertigt klare Fotos an oder digitalisiert es bei Bedarf und teilt es mit den relevanten Stakeholdern oder Teams. Dieser Schritt stellt sicher, dass die im Meeting gewonnenen Erkenntnisse zu umsetzbaren Ergebnissen führen und für künftige Planungen oder Entscheidungen herangezogen werden können.
Wann sollte ein Affinitätsdiagramm verwendet werden?
Affinitätsdiagramme sind am hilfreichsten, wenn es gilt, viele Ideen oder Probleme so zu organisieren, dass sie effizient und produktiv angegangen werden können. Diese Diagramme werden in einzelne Elemente, Aufgaben, Ideen oder Datenpunkte aufgeschlüsselt, die anschließend unter gemeinsamen Überschriften oder Kategorien neu angeordnet werden, um die zugrunde liegenden Muster und Herangehensweisen besser zu verstehen.
Diese Organisationsmethode kann auch beim Brainstorming helfen, bei denen Ideen für alle sichtbar gemacht und gemäß dem Konsens der Gruppe strukturiert werden müssen.
Hier sind einige der häufigsten Anwendungsfälle für Affinitätsdiagramme:
- Organisation von Brainstormings
- Sortieren von Umfrageergebnissen
- Verstehen von Kundendaten
- Erzielen von Gruppenkonsens für ein Projekt
- Verständlichmachen großer oder komplexer Ideen
- Chaotische Fakten oder Feedback konsolidieren
- Erstellen einer Produkt- oder Projekt-Roadmap
Beispiele für Affinitätsdiagramme in der Praxis
Hier einige praktische Beispiele, die die Vielseitigkeit von Affinitätsdiagrammen veranschaulichen:
Analyse von Kundenfeedback
Szenario: Zusammenfassung von Notizen aus Benutzerinterviews zu einer neuen Fitness-Anwendung.
Datenpunkte: „Konnte Workout-Verlauf nicht finden.“ „Anwendung stürzt dauernd ab.“ „Ich wünschte, ich könnte meinen Fortschritt teilen.“ „Abonnement ist zu teuer.“ „Verwirrendes Navigationsmenü.“
Gruppierungsprozess: Notizen zu Abstürzen und Leistungsproblemen werden gruppiert, Notizen zum Auffinden von Funktionen werden gruppiert, Notizen zu Kosten werden gruppiert, und Notizen zu sozialen Funktionen werden gruppiert.
Resultierende Themen: „Performance und Fehler“, „Navigation und Usability“, „Preisgestaltung“, „Feature-Anfragen“.
Verwertbares Ergebnis: Die gewonnenen Erkenntnisse weisen auf kritische Fehler hin, die behoben werden müssen, auf Usability-Probleme bei der Navigation, die adressiert werden sollten, sowie auf potenzielle neue Funktionen, die erkundet werden können – all dies fließt in den Produkt-Rückstand, den Nachholbedarf oder Backlog, mit ein.
Organisation von Ideen für Marketing-Kampagnen.
Szenario: Ideensammlung für eine Marketing-Kampagne zur Urlaubszeit.
Datenpunkte: „Social-Media-Wettbewerb“, „E-Mail-Rabattcode“, „Influencer-Collaboration“, „Laden-Ereignis“, „Gezielte Facebook-Anzeigen“, „Blogpost-Serie“.
Gruppierungsprozess: Gruppierung von Ideen nach Kanal (Social Media, E-Mail, im Laden) und Taktik (Wettbewerb, Rabatt, Content).
Themen: „Social Media-Taktiken“, „E-Mail-Marketing“, „Instore-Promotions“, „Content-Marketing.“
Verwertbares Ergebnis: Ein strukturierter Überblick über potenzielle Kampagnenelemente erleichtert die Planung und die Ressourcenzuordnung.
Gruppierung von Projektanforderungen.
Szenario: Erfassung der ersten Anforderungen für ein neues internes Softwaretool.
Datenpunkte: „Benutzer-Anmeldung erforderlich“, „Monatliche Berichte erstellen“, „Mit Salesforce integrieren“, „Muss Mobile-freundlich sein“, „Aufgabenstatus verfolgen“, „Administrator-Benutzerrollen“.
Gruppierungsprozess: Zusammenfassen von Notizen zu Benutzerzugriff, Berichtsfunktionen, Integrationen, Plattformanforderungen und Kernfunktionen.
Ergebnisthemen: „Benutzerauthentifizierung“, „Berichtsfunktionen“, „Systemintegrationen“, „Plattformanforderungen“, „Kern-Aufgaben-Management“.
Umsetzbares Ergebnis: Eine strukturierte Liste von Anforderungen, die die Grundlage für den Projektumfang und Rückstand bildet.

Vorteile und Anwendungsfälle von Affinitätsdiagrammen.
Affinitätsdiagramme sind mehr als nur ein Organisationswerkzeug. Sie bieten erhebliche Vorteile für Teams, die komplexe Herausforderungen bewältigen.
- Informationsüberflutung bändigen. Große Mengen qualitativer Daten aus Brainstormings, Umfragen, Interviews oder Recherchen effektiv strukturieren und verständlich machen.
- Versteckte Muster und Themen entdecken. Das Gruppieren verwandter Elemente offenbart zugrunde liegende Verbindungen, Trends und Erkenntnisse, die ansonsten möglicherweise übersehen werden.
- Gruppenkonsens und Zusammenarbeit erleichtern. Der Prozess ermöglicht die Beteiligung unterschiedlicher Team-Mitglieder, nutzt kollektives Wissen und hilft, ein gemeinsames Verständnis und einen Konsens aufzubauen.
- Kreativität und neue Perspektiven fördern. Der intuitive, oft stille Sortierprozess kann traditionelle Denkmuster aufbrechen und frische Ideen fördern.
Häufige Use Cases.
Affinitätsdiagramme sind vielseitig und wertvoll für viele Geschäftsbereiche:
- UX-Forschung. Zusammenfassen von Benutzerinterview-Notizen, Auswertung von Feedback aus Usability-Tests und Identifizierung von Benutzerproblemen oder Bedürfnissen.
- Projekt-Management. Projektanforderungen organisieren, Risiken brainstormen, Projektphasen planen oder Lessons Learned analysieren.
- Marketing-Strategie. Analyse des Kunden-Feedbacks, Gruppierung von Kampagnenideen oder Identifizierung von Markttrends.
- Prozessverbesserung und Problemlösung. Die Gruppierung potenzieller Ursachen oder Lösungen, die während des Brainstormings identifiziert wurden, wird häufig in Frameworks wie Six Sigma verwendet.
Tipps für effektives Arbeiten mit Affinitätsdiagrammen.
Um den größtmöglichen Nutzen aus eurer Affinitätsdiagramm-Sitzung zu ziehen, beachtet diese praktischen Tipps, um die Zusammenarbeit zu fördern, aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen und Aktionen voranzubringen.
- Effektive Moderation. Eine gute Moderation leitet durch den Prozess, sorgt für Beteiligung, achtet auf den Zeitaufwand und unterstützt das Team bei den Diskussionen nach dem stillen Sortieren.
- Entscheidet euch für physisch oder digital. Physische Haftnotizen fördern Bewegung und taktile Interaktion. Digitale Tools eignen sich besser für Remote-Teams, bieten eine einfachere Dokumentation und können große Datensätze verarbeiten. Berücksichtigt den Kontext eures Teams.
- Nutzt die Stille. Unterschätzt nicht die Wichtigkeit der stillen Sortierphase. Es beugt Gruppendenken vor und lässt intuitive Verbindungen entstehen.
- Legt den Fokus auf euer Bauchgefühl. Fördert eine zügige Sortierung basierend auf wahrgenommenen Zusammenhängen, statt während der ersten Gruppierungsphase zu viel zu analysieren.
- Aktionsplan ist entscheidend. Das Diagramm selbst ist ein Mittel zum Zweck. Stellt sicher, dass die Erkenntnisse in einen konkreten Aktionsplan münden.
Erste Schritte mit Affinitätsdiagrammen.
Affinity-Diagramme sind eine äußerst effektive und dennoch einfache Methode, um große Mengen unstrukturierter qualitativer Daten in strukturierte und verwertbare Erkenntnisse zu verwandeln. Egal, ob ihr Benutzer-Feedback analysiert, Brainstorming-Ergebnisse organisiert, Projektaufgaben plant oder im Rahmen eines Six-Sigma-Frameworks arbeitet – der Affinitätsdiagramm-Prozess fördert die Zusammenarbeit, deckt versteckte Muster auf und sorgt für Klarheit inmitten der Komplexität. Indem Teams diese Methode anwenden, können sie über oberflächliche Beobachtungen hinaus zu einem tieferen Verständnis gelangen und so den Weg für besser informierte Entscheidungen und wirkungsvolle Lösungen ebnen.
Bereit, die Ideen eures Teams richtig zu ordnen? Adobe Workfront kann euch bei der Verwaltung der Projekte und Aktionspläne unterstützen, die aus euren Meetings zur Erstellung von Affinitätsdiagrammen entstehen, damit diese wertvollen Erkenntnisse in echte Ergebnisse umgesetzt werden.
Seht euch das Überblicksvideo an, um mehr darüber zu erfahren, wie Workfront eure Planungsinitiativen unterstützen kann.
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